„Zur gefälligen Beachtung“ – online-Zugang zur Konzertprogrammsammlung der HMT
Text erschien im MT-Journal Nr. 50 (Sommersemster 2021)
Unser Archiv verfügt neben der schon oft beschriebenen Sammlung an Studierendenunterlagen, Zeugnissen, Protokollen noch weitere Unterlagen, anhand derer sich das Leben an der HMT bzw. ihrer Vorgängereinrichtungen nachvollziehen lässt. Hierzu gehört eine Sammlung von Konzertprogrammen, die bis fast in das Gründungsjahr des Konservatoriums zurückreicht. Diese Programmzettel (teilweise noch handschriftlich oder in Bücher gebunden überliefert) wurden in der Vergangenheit nicht systematisch gesammelt, d. h. sie bilden nicht die Gesamtheit der historischen Veranstaltungen an unserer Hochschule ab. Nichtsdestotrotz bieten sie wichtige Anhaltspunkte für die musikwissenschaftliche Forschung: Abgesehen von der Nennung beteiligter Studierender und Lehrender als Interpret*innen lassen sich Konzertorte und Konzerttypen nachvollziehen. Wir wissen somit, dass es neben den Vortragsabenden, „Abonnement-Concerten“ und Opernaufführungen [4.6.1889] auch Benefizveranstaltungen [24.9.1887] und Gedenkkonzerte für verstorbene Lehrpersonen oder Alumni gab [4.11.1919]. Sie geben Aufschluss über verwendete Instrumente (z.B. Blüthner, Bechstein), Eintrittspreise, der Widmung der Erlöse [2.4.1853] sowie das erwünschte Verhalten des Publikums (z.B. in Bezug auf Kleidung [24.11.1905], Klatschen [5.11.1919], Stromausfall [2.10.1890].
Konzertzettel bieten wertvolle Hinweise zur Repertoireentwicklung und Kanonbildung der jeweiligen Zeit. So lassen sich auch Uraufführungen von Eigenkompositionen nachweisen. Edvard Grieg (Inskriptionsnummer 720) spielte beispielsweise in seiner Hauptprüfung „Drei Phantasiestücke für Pianoforte solo“ aus eigener Feder [12.4.1862].
Ein digitaler Zugang zu diesem wertvollen Quellenmaterial unterstützt zweifelsohne die vielfältigen Möglichkeiten der Betrachtung, Auswertung und Erforschung. Im Rahmen des sächsischen Landesdigitalisierungsprogramms wurde ein großer Teil der Konzertprogrammsammlung der HMT nun für eine digitale Langzeitarchivierung und Präsentation vorbereitet. Als Ergebnis sind auf dem Portal Sachsen.digital [1] ab sofort mehrere tausend Programmzettel der Jahre 1843-1948 online frei zugänglich [2].
Nun ist es naheliegend, perspektivisch die auf dem Programmzettel stehenden Informationen systematisch auszuwerten und neben Daten und Orten auch Personen und Werke zu erschließen und suchbar zu machen. Für die Umsetzung dieses Vorhabens sei der Blick bereits an dieser Stelle auf die Plattform musiconn.performance [3] gelenkt, die als nationales Projekt die standardisierte Dokumentation von Konzertereignissen ermöglicht. Bereits jetzt finden sich darin über 65.000 Datensätze zu musikalischen Aufführungen und assoziierten Personen, Werken und Aufführungsstätten.
Abschließend bliebt zum physischen Archivbestand der HMT zu sagen, dass unsere Sammlung stetig durch Ankäufe oder Schenkungen historischer Programmzettel und die Archivierung aktueller Veranstaltungsprogramme erweitert wird. Wir freuen uns immer über Hinweise oder Ergänzungen dazu!
Ingrid Jach & Anke Hofmann
[1] Sachsen digital: https://sachsen.digital
[2] Digitale Konzertprogammsammlung der HMT: http://digital.slub-dresden.de/id1031939121
[3] musiconn.performance: https://performance.slub-dresden.de/
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